Ukrainer, Russen oder doch auch US-Amerikaner? Wer kämpft wirklich auf welcher Seite im ukrainischen Bürgerkrieg?
Am Wochenende sorgte ein Bericht der „BILD am SONNTAG“ für Aufregung, wonach die ukrainischen Sicherheitskräfte von 400 Söldnern der US-Firma Academi unterstützt würden. Der Bundesnachrichtendienst habe die Bundesregierung am 29. April darüber in Kenntnis gesetzt. Die Informationen sollen vom US-Geheimdienst stammen.
Das Dementi kam prompt:
Academi habe nirgendwo in der Ukraine Personal präsent oder im Einsatz, sagte Vizeunternehmenschefin Suzanne Kelly „Zeit Online“. Es sei auch nicht geplant, in der Ukraine präsent zu sein oder einen Einsatz zu starten.
Doch wer steckt wirklich hinter Academi?
Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen. Es verweist auf seine Erfahrung in den gefährlichsten Regionen der Welt, ein erstklassiges, weltweites Netzwerk von Sicherheitsexperten und seine vertrauensvolle Partnerschaft mit staatlichen und privaten Kunden.
Academi ist aus der 1997 gegründeten privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater hervorgegangen.
Das Unternehmen erlangte traurige Berühmtheit, als im Irak-Krieg Blackwater-Mitarbeiter, die dort im Auftrag des Pentagon tätig waren, am 16. September 2007 im Westen von Bagdad 17 irakische Zivilisten erschossen. Zudem sollen Söldner an Folter-Verhören in Geheimgefängnissen der CIA beteiligt gewesen sein.
Blackwater wurde 2009 in Xe Services umbenannt, was laut Beobachtern dabei helfen sollte, die Makel der Vergangenheit zu loszuwerden. 2010 kaufte eine private Investorengruppe die Firma. Der Gründer Erik Prince, ein früherer Marinesoldat und Millionenerbe, verließ das Unternehmen.
VergrößernDer frühere Blackwater-Chef Erik Prince, Archivbild von 2007
Der frühere Blackwater-Chef Erik Prince, Archivbild von 2007
Foto: Reuters
2011 erfolgte die erneute Umbenennung in Academi. Geleitet wird die Firma nun vom Ex-Brigadegeneral der US Army, Craig Nixon. Im Aufsichtsrat sitzt auch der ehemalige Justizminister unter Präsident George W. Bush, John Ashcroft.
Das Management betont, rein gar nichts mehr mit Blackwater und Prince zu tun zu haben. Es sei „unglaublich unverantwortlich“, den Eindruck zu erwecken, Academi und Blackwater seien ein und dasselbe, schimpfte Vizechefin Kelly.
Doch in seiner auf der Webseite des Unternehmens abrufbaren Image-Broschüre verweist Academi auf seine langjährige, über ein Jahrzehnt zurückreichende Erfolgsgeschichte.
VergrößernMitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater schützen Paul Bremer, den zivilen US-Verwalter im Irak (Mitte), in Bagdad, Irak. Archivbild vom 8. September 2003
Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater schützen Paul Bremer, den zivilen US-Verwalter im Irak (Mitte), in Bagdad, Irak. Archivbild vom 8. September 2003
Foto: dpa
Das Unternehmen erhält weiterhin lukrative Aufträge der US-Regierung, unter anderem als Betreiber von Militäranlagen in Afghanistan.
Die Firma gibt an, pro Jahr rund 20 000 Mitarbeiter zu Aufträgen zu entsenden. Kunden seien Regierungen und private Einrichtungen. Nach brasilianischen Medienberichten schulte Academi zuletzt die Polizei des Landes für den Umgang mit terroristischen Bedrohungen bei der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft.
Ob tatsächlich Academi-Söldner in der Ukraine im Einsatz sind, lässt sich schwer nachprüfen. Auf den bereits im März bei Youtube hochgeladenen Videos, die als „Beweis“ angeführt werden, sind lediglich maskierte, schwer bewaffnete Männer zu sehen. Aus einer wütenden Menge sind „Blackwater“-Rufe zu hören.
Seit dem Erscheinen der Videos wird immer wieder spekuliert, dass Söldner die pro-westliche ukrainische Regierung unterstützen.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax verbreitete die Äußerungen eines russischen Diplomaten in Kiew, wonach 300 Söldner bereits in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen seien. Die meisten seien aus den USA und zuvor im Irak und in Afghanistan im Einsatz gewesen. Dabei wird auch immer wieder die private US-Sicherheitsfirma Greystone genannt – früher ebenfalls ein Tochterunternehmen von Blackwater.
Die britische „Daily Mail“ fragte den Sicherheits-Experten Dr. Nafeez Amad vom unabhängigen Londoner Institut für Politikforschung und -entwicklung (IPRD), ob es sich bei den im Video gezeigten Soldaten um US-Söldner handeln könnte.
Seine Antwort: „Schwer zu sagen. Es ist sicherlich im Bereich des Möglichen.“ Die Uniformen der Männer glichen denen von US-Söldnern. Die Männer sähen auch nicht wie russische Söldner aus.
Andererseits sei die Frage, warum sich die Männer in dem Video so öffentlich zur Schau stellen, wird Dr. Amad weiter zitiert.
„Natürlich ist auch möglich, dass das alles russische Propaganda ist.“
14.05.2014 – 22:33 Uhr
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