Der Konzern steht dem Geheimdienst NSA nahe. Trotzdem beschäftigt die Bundesregierung seit Jahren das umstrittene Computerunternehmen CSC. Es arbeitet für Ministerien und Behörden und hat Zugriff auf hochsensible Daten.
Die Bundesregierung macht umstrittene Geschäfte mit einem US-amerikanischen Spionage-Dienstleister. Dieser erhält dadurch Zugriff auf eine ganze Reihe hochsensibler Daten. Mehr als 100 Aufträge haben deutsche Ministerien nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks in den vergangenen fünf Jahren an deutsche Tochterfirmen der Computer Sciences Corporation (CSC) vergeben. Das US-Unternehmen gilt als einer der wichtigsten Partner der amerikanischen Geheimdienste und war in der Vergangenheit unter anderem an der Entwicklung von Spähprogrammen für die NSA beteiligt. Außerdem war eine Tochter der CSC 2004 in die Verschleppung des Deutschen Khaled el-Masri durch die CIA verwickelt.
Seit 2009 erhielten die deutschen CSC-Ableger Staatsaufträge in Höhe von 25,5 Millionen Euro. Die Firma testete dafür unter anderem den Staatstrojaner des Bundeskriminalamts und unterstützte das Justizministerium bei der Einführung der elektronischen Akte für Bundesgerichte. Des Weiteren erhielt die CSC Aufträge, die mit dem sogenannten Regierungsnetz zu tun haben, über das die verschlüsselte Kommunikation von Ministerien und Behörden läuft. Die CSC beriet außerdem das Innenministerium bei der Einführung des elektronischen Passes und ist involviert in das Projekt De-Mail, dessen Ziel der sichere Mailverkehr ist. Alles heikle Aufträge.
“Wir wissen jetzt ja leider, dass viele US-Firmen sehr eng mit der NSA kooperieren, da scheint blindes Vertrauen äußerst unangebracht”, sagt der Ex-Hacker und IT-Sicherheitsexperte Sandro Gaycken, der auch die Bundesregierung berät. Die CSC selbst teilte mit, “aus Gründen des Vertrauensschutzes” keine Auskunft über öffentliche Auftraggeber zu geben.
Das Unternehmen ist Teil der amerikanischen Schattenarmee von Privatfirmen, die für Militär und Geheimdienste günstig und unsichtbar Arbeit erledigen. So gehörte das Unternehmen zu einem Konsortium, das den Zuschlag für das sogenannte Trailblazer-Projekt der NSA bekommen hatte: Dabei sollte ein Spähprogramm ähnlich dem jüngst bekannt gewordenen Programm Prism entwickelt werden.
Die problematischen Verwicklungen sind teils seit Jahren bekannt – jedoch angeblich nicht dem Bundesinnenministerium, das die Rahmenverträge mit der CSC geschlossen hat. Das Ministerium habe dazu keine “eigenen Erkenntnisse”, teilte ein Sprecher mit. Mitarbeiter externer Unternehmen müssten sich einer Sicherheitsprüfung unterziehen, bevor sie mit einer “sicherheitsempfindlichen Tätigkeit” betraut würden. Im Übrigen enthielten die Rahmenverträge “in der Regel” Klauseln, nach denen es untersagt ist, “vertrauliche Daten an Dritte weiterzuleiten”.
Thomas Drake, ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA, hält derartige Klauseln für “naiv”. Er sagt: “Wenn es um eine Firma geht, die in der US-Geheimdienstbranche und speziell bei der NSA eine solch große Rolle spielt und dort so viel Unterstützung bekommt, dann würde ich den Worten eines Vertrags nicht trauen.”
15. November 2013 19:00 CSC-Konzern
Von Christian Fuchs, John Goetz, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer
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