Über 200 Tiefseekabel verbinden die Kontinente und machen moderne Kommunikation erst möglich. stern.de zeigt, wo die wichtigsten Leitungen liegen – und welches deutsche Kabel angezapft wurde. Von Alexander Sturm
Wenn Sie den Mauszeiger über die Kabel bewegen, öffnen sich Info-Kästen zu den jeweiligen Tiefseekabeln.
Gäbe es die vielen tausend Kilometer Tiefseekabel nicht, die auf dem Grund der Weltmeere liegen, unser Alltag wäre ein anderer: All die Telefongespräche, E-Mails oder Online-Bankgeschäfte über Kontinente hinweg wären nicht vorstellbar. Knapp 20 der wichtigsten Kabel sind in der Grafik abgebildet. Moderne Leitungen können gut ein Terabit Daten pro Sekunde übertragen; das entspricht dem Inhalt von rund 120 Stunden Spielfilm. Das einzige transatlantische Kabel, das in Deutschland landet, das TAT-14 (im Bild gefettet), schafft laut dem US-Marktforscher Telegeography 1,87 Terabit pro Sekunde – und wurde vom britischen Geheimdienst abgehört.
Verlegung dauert bis zu drei Jahren
Eigentümer der Kabel sind Konsortien aus internationalen Telekommunikationsfirmen, die die Leitungen gemeinsam verlegen und betreiben. Staaten haben keinen Anteil, kaufen aber oft Datenkapazitäten, um Botschaften oder Militäreinrichtungen zu verknüpfen. Die Verlegung von Tiefseekabeln ist aufwendig: Je nach Länge, Zahl der Landungspunkte und Wetter dauert es bis zu drei Jahren (etwa für die Strecke Kalifornien-Japan und zurück über Hawaii), denn auf hoher See können nur zehn Kilometer Kabel pro Stunde ins Meer gelassen werden. Wartung ist dagegen kaum nötig: “Wenn die Kabel einmal im Wasser liegen, werden sie in der Regel nicht mehr angefasst”, sagt Alan Mauldin, Forschungsdirektor beim Marktforscher Telegeography.
1858 gelang die Verlegung des ersten transatlantischen Kabels zwischen Großbritannien und Neufundland, damals ein Kupfer-Eisen-Draht. Moderne Seekabel aus Glasfasern gibt es erst seit 1988. Sie haben einen Durchmesser von rund sieben Zentimetern und bestehen aus Hunderttausenden hauchdünnen Fasern, die von einem Kupferrohr, Aluminium, Stahlseilen und mehreren Schichten Kunststoff geschützt werden. Viele Tiefseekabel enden an sechs großen Knotenpunkten: New York, Cornwall, Alexandria, Hongkong, Singapur und Tokio. Das längste Tiefseekabel der Welt könnte man übrigens beinahe um den Äquator legen. Das 36.500 Kilometer lange EAC-C2C verbindet China und Japan mit den Philippinen, Taiwan, Hongkong, Südkorea und Singapur.
6. Juli 2013, 14:11 Uhr
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